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Ratschläge sind auch Schläge

  • Sandrina 

Was macht gute Trai­ne­rInnen aus?

Um das Bedürfnis der KundIn ‚ihrer Ziele, ihrer Menta­lität und der ihres Tieres zu erfassen und ein für beide stim­miges Konzept zu erar­beiten ist doch — neben einem Mindestmaß an passendem Fach­wissen — vor allem eines wichtig: Beson­ders viel über die Kundin und ihre Tiere zu erfahren!

Hunde und Pferde

Wie mache ich das am Besten? Indem ich die rich­tigen Fragen stelle und zuhöre!

Auch in persön­li­chen Gesprä­chen zeugen diese Gaben von echtem Inter­esse als Grund­lage dafür, mich in die andere hinein­zu­ver­setzen, sie zu verstehen, nach­zu­fühlen und ihr darauf basie­rend in der Folge­zeit eine echte Hilfe­stel­lung zu bieten. Im Trai­nings­alltag und übri­gens auch in der tier­ärzt­li­chen Praxis ist diese „Anamnese“ die Grund­lage für jeden weiteren Schritt. Denn die Therapie kann noch so inno­vativ sein — wenn Sie nicht zur Kundin und ihrem Tier passt, ist sie wertlos für beide.

Am Putzplatz

Ich stehe am Putz­platz mit meiner kleinen Krie­gerin. Es kommt eine Trai­nerin, die zuvor andere Reiter auf dem Platz unter­richtet hat und sagt, wie schön sie sie findet. Ich freue mich und bedanke mich freund­lich. Es folgt die obli­ga­to­ri­sche Frage nach Alter und Rasse. Das Alter kann ich noch beant­worten, ihre Rasse ist irgendein spani­scher Mix, gerettet, mir schon immer egal — das sage ich auch und wende mich wieder meinem Pferd zu. Trotzdem springt offen­sicht­lich bei meinem Gegen­über der Trai­nings­modus an und es folgen Ausfüh­rungen zum Exte­rieur meines Pferdes und was man wann mit ihr trai­nieren sollte (wozu ich selbst wie ihr Euch vorstellen könnt sehr genaue Vorstel­lungen habe ;)), an den Rest kann ich mich schon gar nicht mehr erin­nern. Keine Frage dazu, wer wir sind, wie es uns mitein­ander geht, was wir aktuell so machen, was wir schon wissen. Eine stell­ver­tre­tende Situa­tion für sehr viele mitzu­er­le­bende „Konver­sa­tionen“ im Stall­alltag oder auf der Hundewiese.

Hundetrainer:in mit Hund

Ich kenne selbst das Bedürfnis, mein hart erar­bei­tetes Wissen an den Mann und die Frau zu bringen, erst Recht dann, wenn ich vermute, Mensch und vor allem Tier könnten davon erheb­lich profi­tieren. Doch es hilft nicht, es unge­fragt über meiner Gesprächs­part­nerin auszu­kippen. Davon bleibt in der Regel nichts hängen oder ‑noch schlimmer- der unge­fragte RatSCHLAG wird als Vorwurf empfunden und stößt auf eine Abwehr­hal­tung. Denn ein Ratschlag ohne vorhe­rige Nach­frage impli­ziert zwangs­läufig auch die Bewer­tung „Du weißt es selber (anschei­nend) nicht besser“.

Eine Hilfe­stel­lung kann nur dann ange­boten werden oder ist zumin­dest nur dann fruchtbar, wenn das Gegen­über dazu bereit ist. Im persön­li­chen Kontext kann es sich anbieten, einfach mal zu fragen: „Möch­test Du gerne meine Meinung dazu hören“ oder „Darf ich Dir mit meinen Erfah­rungen weiter­helfen“? Und jetzt kommt‘s: Es kann sein, dass mein Gegen­über „nein“ sagt und das ist voll­kommen okay und sollte auch akzep­tiert werden.

„Gespräche“ ohne gegen­sei­tiges Geben und Nehmen, ohne Fragen und Antworten stehlen zudem wert­volle Zeit. Ich beispiels­weise bin intro­ver­tiert und im Sozi­al­kon­takt zurück­hal­tend und beschei­dend. Das führte nicht selten dazu, dass ich Laien­mo­no­loge zu medi­zi­ni­schen Themen oder Ausfüh­rungen zu Trai­nings­me­thoden, über die ich selbst schon mindes­tens fünf Bücher gelesen hatte, über mich ergehen lassen habe. Meist brach ich derartig aufge­drängte „Gespräche“ unter Vorwand ab, ohne meinem Gegen­über mitzu­teilen, was mein Beruf oder mein Vorwissen sind. Es war nicht (danach) gefragt worden und es hätte allen­falls meinem Ego genutzt, die Dinge richtig zu stellen.

Fragen zu stellen ist essen­tiell für das Anbieten einer Lösung. Mein ganzes Fach­wissen ist nichts, aber auch gar nichts wert, wenn ich nicht vorher ermit­tele, wo und ggf. auch wie ich meine KundInnen abholen muss. Und es berech­tigt oder quali­fi­ziert mich auch nicht dazu, aufgrund einzelner Fakten, Vermu­tungen oder gar Äußer­lich­keiten eine abschlie­ßende Bewer­tung eines Menschen, eines Tieres oder einer Situa­tion abzu­geben. Um empa­thisch zu sein muss ich verstehen, was in meinem Gegen­über vorgeht. Wer nicht hell­sehen kann muss dazu Fragen stellen und wird hierfür oft mit über­ra­schenden und uner­war­teten Antworten belohnt ;).

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