Richtig gelesen — dieser erste Blogbeitrag handelt von einem Kater.
Schon immer fand ich es befremdlich sich zu kategorisieren. Hunde- und Katzenmenschen? Was für ein Unsinn!
Seit fast 3 Monaten wohnt nun ein Kater mit uns zusammen und hat viele neue Perspektiven ermöglicht. Auch auf das Zusammenleben mit Hunden.
Obgleich mein Kontakt zu den sogenannten Stubentigern immer eher von kurzer, oberflächlicher Beschaffenheit war, wollte ich mich nie als reiner Hundemensch titulieren. Als Hundetrainer, der ohnehin schon weit weg vom “Grundgehorsam” des alten deutschen Hundetrainer-Gedankenguts praktiziert, kam dieser Kater genau richtig!
Er macht was er will, “sagt” was er meint, kommt wann er möchte und verdeutlicht eindrucksvoll, in welchen festgefahrenen, egozentrischen, beherrschenden Denkstrukturen wir festhängen können.
Wie selbstverständlich erwarten wir von unseren Hunden stets Gehorsam, egal ob Struppi das jetzt gut findet oder eigentlich vor lauter Angst lieber flüchten würde. Zwingen wir Hunde, in unangenehmen Situationen zu verbleiben, kommt es nicht selten zu aggressivem Verhalten. Aber das wollen wir ja noch viel weniger — der Hund / die Hündin soll einfach funktionieren, immer!
Dabei sind viele unerwünschte Verhaltensweisen durch uns selbst hervorgerufen oder werden zumindest verstärkt; Hunde würden sich meist aus dem Weg gehen oder sich einander zumindest beschwichtigend nähern — dies geht an einer kurzen Führleine nicht.
Was hat das alles mit Katzen zu tun? Nun ja, DeLa (so heißt er) durfte nun nach 3 Monaten das erste mal raus. Seitdem er bei uns ist, war er kuschelig, verfolgte uns auf Schritt und Tritt und es wirkte fast so, als wenn wir einen neuen Herdenschutzhund aufgenommen hätten.
Doch was passiert, wenn sich dem Kater die Pforten öffnen? Genau, er geniest seine Freiheit!
Wenn der ausgebüxte Jagdhund durch ein gut aufgebautes RückrufsignalJetzt für ein Rückruf-Training anmelden eventuell noch ansprechbar ist, bewegt sich beim “wilden” Kater nicht mal ein Ohr. Ganz in seiner Welt streifte DeLa durch die Büsche und verschwand irgendwann hinter dem Horizont. Und da stehst’e da als Hundemensch. Klicker konditioniert, 12 Wochen Zwangsaufenthalt um die Bindung zu stärken und die Pflitzpiepe haut einfach ab…
Eine Stunde vergeht, die zweite und auch die dritte Stunde verstreicht. Zweifel wachsen, waren 12 Wochen doch noch zu wenig, hätte man ihn anleinen sollen, mag der uns überhaupt?!
All’ das sind Sachen, die wir bei Hunden irgendwie voraussetzen. Wenn ich rufe, soll der Hund kommen! Wenn ich den streichel, soll der das mögen! MICH soll der mögen etc etc… Man geht einfach davon aus, dass der Hund dankbar ist, gerne von uns angefasst werden möchte und alles stehen und liegen lässt um freudig zu uns zurückzukommen.
Empathie
Versetze ich mich in die Lage eines Hundes erscheint es mir völlig einleuchtend, dass ich zuerst die “Geldscheine” aufhebe und dann erst zu Dir zurückkomme. Völlig verständlich, dass ich am liebsten einen großen Bogen um den riesigen Typen machen möchte, der mich so grimmig anguckt. Und auch, dass ich mich im Zweifelsfall körperlich wehre, wenn Du mir ständig die Spaghetti klaust, mir am T‑Shirt reißt, mir in die Seite trittst oder mich auf den Rücken drückst.
Das Gefühl, wenn DeLa freiwillig mehrmals am Tag zu uns zurückkommt ist herzerwärmend.
Er kommt zurück, weil es ihm hier gut geht, er einen Nutzen darin sieht — Wärme, Geborgenheit, Nahrung und Streicheleinheiten zu bekommen. Es ist keine Selbstverständlichkeit das eine Katze, uneigennützig zu mir zurückkommt. Ich erwarte auch keine Gegenleistung vom ihm dafür, ich sage ihm auch nicht ständig, dass er dies machen und dies lassen soll, er muss nicht Bei-Fuss-gehen, muss sich am Bordstein nicht auf den kalten und nassen Boden setzen und er muss nicht kommen, wenn ich ihn rufe. Nein, wenn er kommt, wenn ich ihn rufe, ist das ein ganz besonderes Gefühl. Ich versuche dieses Gefühl in andere Situationen mit anderen Lebewesen zu übertragen — Danke DeLa ❤️